Viele potenzielle Fahrer von Elektroautos leiden unter Reichweitenangst - der Angst, dass die Batterie ihres Fahrzeugs mitten auf der Fahrt schlapp macht. Die Wahrheit ist, dass dieses Szenario sehr unwahrscheinlich ist.
Sicher, wenn Sie lange genug unterwegs sind ohne Ihr Auto aufzuladen, wird es irgendwann nicht mehr weiter fahren. Aber das gleiche Prinzip gilt für jedes Auto, das mit Benzin oder Diesel betrieben wird.
Warum ist das hier also anders? Was ist Reichweitenangst? Ist sie gerechtfertigt? Und sind die heutigen Elektroautos genauso zuverlässig wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor?
Dieser Artikel soll die oben genannten Fragen beantworten und Sie beruhigen, indem er fünf klare Gründe nennt, warum Reichweitenangst wahrscheinlich unnötig ist.
Was ist Reichweitenangst?
Reichweitenangst ist die Angst, mit einem E-Auto zu fahren, wenn der Strom ausgeht und man nicht in der Lage ist, rechtzeitig eine Ladestation zu finden, um die Batterie wieder aufzuladen.
Unseren Untersuchungen zufolge sind etwa 50 Prozent der potenziellen Fahrer von Elektrofahrzeugen unsicher, ob sie ihr Fahrzeug bei Bedarf aufladen können.
Ist die Reichweitenangst berechtigt?
Die Angst, dass der "Saft" ausgeht, ist eines der größten Hindernisse für die Verbreitung von Elektroautos, wird aber nach wie vor von einer allgemeinen und veralteten Wahrnehmung beeinflusst.
Auch wenn es immer noch davon abhängt wo man wohnt, hat die Mehrheit der derzeitigen Fahrer von Elektroautos keinerlei Probleme, wenn es darum geht, ihr Auto aufzuladen. Sogar 82 Prozent der derzeitigen Fahrer von Elektroautos gaben an, dass sie in Zukunft wieder ein Elektroauto kaufen würden.
Was wissen diese also, was Sie vielleicht nicht wissen?
Fünf Fakten über E-Autos und deren Reichweite
Ein Elektroauto zu besitzen ist für viele eine völlig neue Erfahrung, und wie jede neue Erfahrung kann sie anfangs ein wenig beängstigend sein. Wenn Sie sich Sorgen wegen der Reichweite machen, können Sie sich selbst mit den folgenden fünf Fakten beruhigen.
1. E-Autos laden ist nicht mit Benzin tanken zu vergleichen
Beim Umstieg auf die Elektromobilität geht es nicht nur darum, ein Auto zu fahren, das eine Batterie hat. Die gesamte Erfahrung verändert sich, denn das Laden kann man nicht mit dem Tanken vergleichen. Abgesehen von der Tatsache, dass Sie beide Fahrzeuge mit Kraftstoff versorgen, ist es in vielerlei Hinsicht anders.
Das Laden eines E-Fahrzeugs ist viel bequemer (und günstiger) als die obligatorischen Umwege zu einer Tankstelle. Sicher, das Tanken mag immer noch schneller sein als das Aufladen einer Batterie (obwohl die Technologie aufholt), aber das Tanken an einer Tankstelle beeinflusst Ihren Alltag womöglich mehr, als das Laden Ihres E-Autos.
Bedeutet das, dass Tankstellen verschwinden werden? Ganz im Gegenteil: Viele Tankstellenbetreiber investieren in Schnellladestationen, um das Aufladen unterwegs zu erleichtern und den Fuhrparks von Transport-, Liefer- und Speditionsunternehmen entgegenzukommen. Der Unterschied ist jedoch, dass Sie als Fahrer eines Elektroautos weit weniger abhängig von Tankstellen sein werden als Fahrer eines Verbrennerfahrzeugs.
Wenn es weltweit mehr Schnellladestationen an Tankstellen gibt, müssen Sie sich auch gleichzeitig weniger Sorgen um die Reichweite Ihres Autos machen.
2. Sie können laden, während Sie parken
In einer Zeit voller technischer Innovationen, die auf Bequemlichkeit ausgerichtet sind, ist es wahrscheinlich keine Überraschung, dass wir alle unser Leben so einfach wie möglich gestalten wollen.
Stellen Sie sich vor, Sie machen sich jeden Morgen auf den Weg und wissen, dass Sie genügend Reichweite für Ihren täglichen Arbeitsweg haben.
Für EV-Fahrer ist dieser Traum bereits Realität.
Mit einem E-Auto können Sie Ihr Auto aufladen, wenn Sie es nicht benutzen. Und das nicht nur zu Hause. Heute gibt es überall Ladestationen: am Arbeitsplatz, im Einzelhandel, in Hotels, Restaurants, auf öffentlichen Parkplätzen, an Tankstellen und sogar auf Golfplätzen oder in Kinos.
Da Strom überall verfügbar ist, gibt es bereits jetzt eine Vielzahl von Ladestationen, welche in den nächsten zehn Jahren noch weiter ansteigen wird.
3. Ladestationen gibt es überall
Einer der wichtigsten Punkte auf der Agenda der Elektromobilität ist der Ausbau und die Verbesserung der weltweiten Ladeinfrastruktur. Heute sind bereits über 10 Millionen Elektroautos auf unseren Straßen unterwegs. Da die Zahl der Elektrofahrzeuge in den nächsten zehn Jahren auf über 130 Millionen ansteigen dürfte, wird auch die Zahl der verfügbaren Ladestationen entsprechend zunehmen.
Laut PwC wird der größte Teil des Ladevorgangs von Elektrofahrzeugen weiterhin zu Hause stattfinden, aber leicht zugängliche, öffentliche Ladestationen werden das Wachstum von Elektrofahrzeugen maßgeblich unterstützen.
Gibt es genügend Ladestationen für Elektroautos?
Ja, aber die Ladeinfrastruktur muss wachsen, um den Bedarf von morgen zu decken, und das wird sie auch. Um Ihnen eine ungefähre Vorstellung zu geben: Im Jahr 2020 waren weltweit etwa 1,3 Millionen öffentliche Ladestationen installiert und bis 2030 werden es schätzungsweise über 16 Millionen sein.
4. Die Reichweite von E-Autos ist mehr als ausreichend
Die meisten Menschen haben Reichweitenangst, weil sie glauben, dass die Reichweite eines E-Fahrzeugs nicht ausreicht, um ihr Ziel zu erreichen. Schon in den Anfängen der Entwicklung von Elektroautos, als die maximale Reichweite noch nicht so beeindruckend und die Batterien teurer waren als heute, war diese Angst für die meisten Fahrer unberechtigt.
Als 2010 das erste Massen-Elektrofahrzeug der Welt, der Nissan LEAF, auf die Straße kam, betrug seine maximale Reichweite etwa 175 km. In den letzten Jahren hat sich die Reichweite von E-Autos jedoch deutlich erhöht.
Nach Angaben des U.S. Department of Transportation/Federal Highway Administration fährt der durchschnittliche amerikanische Bürger 62 km pro Tag. In Europa ist die täglich zurückgelegte Strecke je nach Land unterschiedlich, beträgt aber im Allgemeinen weniger als die Hälfte als in den USA. Die Deutschen, die in Europa am weitesten mit dem Auto fahren, legen im Durchschnitt täglich 19 km zurück.
Die eigentliche Frage lautet also: Wie viel Reichweite brauchen Sie? Auf der Grundlage dieser aktuellen Statistiken würde selbst der Nissan LEAF von 2010 den täglichen Bedarf der meisten Pendler übertreffen.
Dennoch bieten die heutigen E-Fahrzeuge viel mehr Spielraum.
Wie weit kommt man mit einem Elektroauto?
Laut der Electric Vehicle DataBase liegt die durchschnittliche Reichweite von E-Fahrzeugen derzeit bei komfortablen 315 km. Dies ist natürlich von Modell zu Modell unterschiedlich. Im Vergleich hat der aktuelle Nissan LEAF eine Reichweite zwischen 270 - 385 km, während Tesla eine Reichweite zwischen 491 km und 614 km (je nach Modell) bietet.
5. Die Lebensdauer von Elektroauto-Batterien ist länger als Sie denken
Wenn es um Batterien und ihre Lebensdauer geht, haben wir wohl alle schon einmal erlebt, dass uns ein elektrisches Gerät im Stich gelassen hat als wir es am meisten brauchten. Wenn wir ein neues Telefon oder einen neuen Laptop kaufen, haben uns schlechte Erfahrungen gelehrt, dass die Akkus gleich nach Ablauf der Garantiezeit anfangen, sich zu verschlechtern. Unserem wichtigsten batteriebetriebenen Fortbewegungsmittel volles Vertrauen zu schenken, klingt also für manche nicht gerade nach einer beruhigenden Idee.
Batterien von E-Autos sind jedoch etwas anderes. Wussten Sie zum Beispiel, dass sie in der Regel zwischen 10 und 20 Jahre halten, bevor die Batterien ersetzt werden müssen? Elektroauto-Batterien sind auf Langlebigkeit ausgelegt und hören nicht nach ein paar Jahren auf zu funktionieren.
Natürlich verlieren die Batterien mit der Zeit etwas von ihrer Ladekapazität - Dies geschieht jedoch recht langsam. Um genau zu sein, verlieren die Batterien im Durchschnitt 2,3 Prozent pro Jahr an Leistung.
Wenn Sie also heute ein Elektroauto mit einer Reichweite von 240 km kaufen, werden Sie nach fünf Jahren nur etwa 27 km der gesamten Batteriereichweite verlieren. Außerdem müssen Sie sich keine Sorgen um die Kosten für den Austausch der Batterie machen, denn die meisten Hersteller gewähren eine Standardgarantie von fünf bis zehn Jahren oder bis zu 100.000 km.
Die Angst vor Veränderungen
Es ist normal, dass man zögert, wenn es um Veränderungen geht, selbst wenn diese so unvermeidlich wie die Elektrifizierung der Automobilindustrie sind. Seit Generationen haben uns unsere traditionellen Fahrzeuge ohne Probleme ans Ziel gebracht. Es ist das, was wir kennen, worauf wir uns verlassen, und was seit langem die Norm ist.
Während die Welt damit beschäftigt ist, schneller als je zuvor auf Elektromobilität umzusteigen, werden wir uns anpassen und uns an das Konzept der Elektromobilität gewöhnen. Und mit der Zeit, werden wir mit ziemlich großer Sicherheit feststellen, dass - wie bei vielen neuen Dingen - die Realität oft weitaus weniger beängstigend ist, als wir erwartet haben.